Pfalzwerke legen Jahresabschluss 2019 vor
- Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahr gesteigert
- Weiterhin konsequente Strategie in schwierigem Marktumfeld
- Dividendenausschüttung 6,70 Euro pro Stückaktie
Die Pfalzwerke haben heute die Zahlen für das Geschäftsjahr 2019 präsentiert. Aufgrund der aktuellen Gefahrenlage durch die Corona-Pandemie wurde die diesjährige Hauptversammlung virtuell abgehalten und konnte nicht wie gewohnt im Ernst-Bloch-Zentrum in Ludwigshafen stattfinden. Dies machte auch eine zeitliche Verschiebung vom Mai in den Juni erforderlich.
Der Pfalzwerke Konzern agiert nach wie vor in einem herausfordernden Marktumfeld, das von sich verändernden und zunehmend komplexer gestalteten Rahmenbedingungen und hohem Wettbewerbsdruck geprägt ist.
2019 war ein anspruchsvolles Geschäftsjahr mit vielen Herausforderungen und Unsicherheiten. Immer mehr Strom- und Gaskunden wechseln ihren Lieferanten. Die Bedeutung von Grundversorgungstarifen nimmt stetig ab. Dennoch verzeichnen wir zum Beispiel im Stromgeschäft gemessen am Bundesdurchschnitt von fast 50 Prozent mit rund 28 Prozent eine deutlich geringere Wechselquote und konnten viele Kunden von unseren Sonderverträgen überzeugen. Wichtig sind uns faire und transparente Vertragsbedingungen, eine hohe Servicequalität und eine hohe Kundenzufriedenheit. Die Zahlen zeigen, dass wir hier auf einem sehr guten Weg sind. Zudem investieren wir in innovative Energiedienstleistungen wie Elektromobilität, Smart Energy und engagieren uns gemeinsam mit Partnern in zahlreichen Forschungsprojekten und erarbeiten Lösungen in den Themenfeldern Energiewende und Digitalisierung. Vor diesem Hintergrund sind wir mit unserem Konzernergebnis insgesamt zufrieden.
Im Zuge der Klimadebatte hat die Politik tiefgreifende Änderungen in die Wege geleitet. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung bis zum Jahr 2038 dürfte erhebliche Auswirkungen auf die langfristige Preisentwicklung an den Beschaffungsmärkten für Strom haben. Zu Preisänderungen wird es auch durch den mit dem Klimapaket beschlossenen CO2-Preis in den Sektoren Verkehr und Wärme kommen. Somit müssen wir uns als Pfalzwerke auf Verschiebungen in den Geschäftsfeldern Strom- und Gasvertrieb, dezentrale Wärme und Elektromobilität einstellen. Die Entwicklungen in Folge der Klimadiskussion zeigen aber, dass wir mit unserem frühzeitigen Engagement für Erneuerbare Energien grundsätzlich den richtigen Weg eingeschlagen haben. Bereits seit vielen Jahren setzen wir mit der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) auf eine effiziente, CO2-sparende Technologie, die eine wichtige Rolle beim Übergang zur klimaneutralen Energieerzeugung spielen wird.
Die Geschäftszahlen im Pfalzwerke-Konzern
Die 41 zum Pfalzwerke Konzern gehörenden Gesellschaften erwirtschafteten im Jahr 2019 einen Umsatz von 1.395,4 Millionen Euro. Dies sind verglichen zum Vorjahr 74,9 Millionen Euro mehr, was maßgeblich den höheren Erstattungen aus dem EEG-Wälzungsmechanismus in der Pfalzwerke Netz AG und höheren Erlösen in der PFALZSOLAR GmbH zuzuordnen ist.
Mit einer Belegschaft von 1.232 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erzielte der Pfalzwerke Konzern ein Betriebsergebnis in Höhe von 74,6 Millionen Euro. Das entspricht einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 3,9 Millionen Euro. Die Ausbildungsquote lag bei 8,9 Prozent.
Das Konzern-EBIT betrug 77,8 Millionen Euro und lag damit um 7 Prozent über dem Vorjahreswert (Vorjahr: 72,7 Millionen Euro). Das Ergebnis vor Steuern stieg auf 29,6 Millionen Euro (Vorjahr: 22 Millionen Euro). Der Konzern-Jahresüberschuss liegt mit 14,1 Millionen Euro über dem Vorjahresergebnis von 10,7 Millionen Euro. Der Bilanzgewinn fiel leicht um 0,2 Millionen Euro auf 55,5 Millionen Euro.
Die Geschäftszahlen der PFALZWERKE AKTIENGESELLSCHAFT
Die Geschäftszahlen der PFALZWERKE AKTIENGESELLSCHAFT
Die Umsatzerlöse der PFALZWERKE AKTIENGESELLSCHAFT betrugen im Geschäftsjahr 2019 insgesamt 872,6 Millionen Euro. Der Anstieg in Höhe von 16 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr resultiert maßgeblich aus höheren Erlösen im Strom- und Gasgeschäft, die insbesondere auf gestiegene Absatzzahlen im Online-Vertrieb zurückzuführen sind. Dagegen ging das Betriebsergebnis aufgrund von einem geringeren Rohertrag und eines höheren Personalaufwands im Vergleich zum Vorjahr auf 14,2 Millionen Euro zurück (Vorjahr: 17 Millionen Euro), ebenso war das EBIT mit 48,9 Millionen Euro leicht rückläufig.
Das Zinsergebnis hat sich 2019 verbessert und betrug minus 23,3 Millionen Euro (Vorjahr: minus 31,3 Millionen Euro). Dies ist insbesondere auf geringere Abschreibungen auf Finanzanlagen und Wertpapiere des Umlaufvermögens zurückzuführen.
Das Ergebnis vor Steuern stieg damit auf 25,7 Millionen Euro, im Vorjahr betrug es 19,9 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung der Steuern auf Einkommen und Ertrag in Höhe von 11,9 Millionen Euro (Vorjahr: 7,8 Millionen Euro) weist das Unternehmen einen Jahresüberschuss in Höhe von 13,7 Millionen Euro (Vorjahr: 12,2 Millionen Euro) aus.
Die PFALZWERKE AKTIENGESELLSCHAFT schüttet 2019 eine um 10 Cent erhöhte Dividende von 6,70 Euro pro Stückaktie aus. Gleichzeitig erfolgt eine Zuführung in die Gewinnrücklagen von 1,3 Millionen Euro zur Stärkung der Eigenkapitalquote. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote bleib in der Konzernmuttergesellschaft konstant bei 28,3 Prozent.
Nachfolgend einige Informationen zu wichtigen Themen des Jahres 2019.
Große Schritte beim flächendeckenden Ausbau der Infrastruktur für Elektromobilität
Um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen, ist umweltfreundliche Mobilität gefragt. Die Grundlage für mehr Akzeptanz bei der Elektromobilität ist eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur im öffentlichen und privaten Raum. Hier konnten die Pfalzwerke im vergangenen Jahr wichtige Meilensteine zurücklegen. Aus dem Bundesprogramm „Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge“ erhielt das Unternehmen allein 2019 den Zuschlag für 122 Ladepunkte an 52 Standorten. Mit Hilfe der Förderung und in Kooperation mit Partnern wurden so im vergangenen Jahr insgesamt bereits 80 eigene E-Ladepunkte errichtet – darunter auch die ersten Schnellladestationen außerhalb des Netzgebietes. Mit über 200 öffentlich zugänglichen Ladepunkten haben die Pfalzwerke inzwischen das dichteste Ladenetz in Rheinland-Pfalz. Darüber hinaus wurden wichtige Partnerschaften geschlossen – beispielsweise mit dem Unternehmen VIRTA für die Themen Backend- und Abrechnungsdienstleistungen sowie mit Filialisten wie Hornbach und REWE Südwest, um den Ausbau der Ladeinfrastruktur auch bundesweit zu etablieren. Im Bereich Privatkunden wurden außerdem neue Produkte entwickelt. So bietet das Unternehmen Wallboxen für das Laden zu Hause zum Pfalzwerke-Fahrstromtarif oder mittels selbsterzeugten Solarstroms an. Ziel ist es, eine wirtschaftliche Ladeinfrastruktur zu errichten und sich so als E-Mobilitätsdienstleister – auch bundesweit – zu etablieren.
Wärmeversorgung für das Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann in Ladenburg
Im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung hatte die Pfalzwerke-Gruppe im vergangenen Jahr den Zuschlag zur Betreibung der Wärmeversorgung des Baugebietes Nordstadt-Kurzgewann in Ladenburg erhalten. Das integrative Konzept, welches neben der Wärmeversorgung der rund 600 Wohneinheiten mit zwei gasbetriebenen Blickheizkraftwerken (BHKW) auch die Schaffung einer Ladeinfrastruktur für Elektromobilität und die Eigenstromversorgung über Dach-PV-Anlagen vorsieht, konnte insbesondere unter Umweltaspekten überzeugen.
Netzausbau und Modernisierung der Stromnetze fortgesetzt
Ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leistet weiterhin die 100-Prozent-Tochtergesellschaft Pfalzwerke Netz AG im Bereich des Netzausbaus und der Netzsteuerung. Durch den Anschluss einer wachsenden Zahl regenerativer Anlagen werden die Stromnetze vor immer größere Herausforderungen gestellt. Zum Jahresende 2019 waren an das Netz der Pfalzwerke Netz AG rund 24.450 Photovoltaikanlagen, 316 Windenergieanlagen, 48 Wasserkraftanlagen sowie 40 Biomasseanlagen angeschlossen, die insgesamt über eine installierte Leistung von über 1.195 MW verfügen. Deutschlandweit sind rund 95 Prozent der EE-Leistung an die unteren Spannungsebenen angeschlossen. Die Verteilnetze sind damit das Fundament der Energiewende. Sie müssen die stark schwankenden Energiemengen aufnehmen und verteilen.
Um die steigende Auslastung der Verteilnetze und den absehbaren Funktionswandel im Kontext der E-Mobilität zu bewältigen, investierte die Pfalzwerke Netz AG sowohl in den Substanzerhalt und die Netzerweiterung als auch in verbesserte Verfahren zur Netzsteuerung. Das macht den Einsatz einer immer komplexeren Überwachungs- und Steuerungstechnik notwendig. Daher muss das bestehende Leitsystem um Module zur Engpassbewirtschaftung erweitert werden. Die Pfalzwerke Netz AG hat 2019 mit den Vorbereitungen dafür begonnen.
Die Einbeziehung der EEG-Anlagen in die Leittechnik des Netzes erfordert auch eine Intensivierung der Schutzmaßnahmen vor Hackerangriffen. Dies ist auch wegen der allgemein bestehenden Bedrohungssituation von IT-Systemen erforderlich. Deshalb lässt die Pfalzwerke Netz AG die Architektur des Netzleitsystems und des Weitverkehrsnetzes kontinuierlich überprüfen und weiterentwickeln. Die 2017 erfolgte Zertifizierung des Informationssicherheitsmanagementsystems (ISMS) wurde im Überwachungsaudit 2019 verlängert.
Neue Produkte und Dienstleistungen beim Strom- und Gasvertrieb
Der Wettbewerbsdruck im Strom- und Gasgeschäft ist in Deutschland weiterhin hoch. 2019 waren insgesamt rund 1.500 Stromversorger und rund 1.000 Gasversorger am deutschen Markt tätig. Immer mehr Strom- und Gaskunden wechseln ihren Lieferanten. Zudem vermindern Eigenerzeugung und Effizienzmaßnahmen den Stromverbrauch. Dies zeigt sich vor allem an sinkenden Vertriebsabgaben – vor allem im Stromgeschäft. Das Thema Kundenbindung ist hier ein sehr wichtiges. Vor diesem Hintergrund ist es ein Erfolg, dass im Online-Segment 123energie die Kundenanzahl bundesweit weiter ausgebaut werden konnte.
Außerdem entwickeln die Pfalzwerke neue Produkte und Dienstleistungen stetig weiter – zum Beispiel im Bereich Smart Energy. So wurde beispielsweise mit dem Energiemanager Pfalzwerke Solar Connect eine intuitive Lösung geschaffen, um den eigenen Stromverbrauch über eine App zu optimieren.
Digitaler Wandel weiter vorantreiben
Neue Technologien entwickeln sich rasant und ermöglichen neue Geschäftsmodelle. Um Produkte und Dienstleistungen schnell und innovativ unter der Prämisse der Kundenzentrierung umsetzen zu können, haben die Pfalzwerke vor zwei Jahren die „Initiative Digitale Transformation“ ins Leben gerufen. Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen und Tochtergesellschaften arbeiten im Innovationsteam interdisziplinär und aus der Perspektive der Kunden an der Entwicklung und Bewertung innovativer Ideen. Eine erste Idee wurde bereits im November umgesetzt – der „Pfalzwerke Hackergy“. An drei Tagen entwickelten 69 Teilnehmer in unterschiedlichen Teams Lösungen für die Energiebranche von morgen. Dabei wurden Fragestellungen aus den Bereichen Smart Mobility, Smart City und Smart Farming adressiert. Die besten Lösungen werden nun im aufgegriffen und weiterentwickelt.
Neben der „Initiative Digitale Transformation“ engagieren sich die Pfalzwerke in zahlreichen Forschungsprojekten – unter anderem im Projekt LoRaWAN (Long Range Wide Area Network). Mit dieser innovativen Funktechnologie wird im gesamten Pfalzwerke-Netzgebiet durch die Vernetzung von Sensoren über weiter Entfernungen bei geringem Energieverbrauch eine Infrastruktur für das Internet der Dinge aufgebaut werden. Großteile des Netzgebiets sind bereits erschlossen. Das Pfalzwerke-Funknetz ist eines der größten zusammenhängenden LoRaWAN-Netze in Deutschland. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig, erste Produkte für Stadtwerke und Versorger wie das Stationsmonitoring für Transformatorstationen sind entwickelt. Mit dem Verein Zukunfts-Region Westpfalz (ZRW) befinden sich die Pfalzwerke zudem in regem Austausch über Anwendungsmöglichkeiten der LoRaWAN-Technologie.
Ausblick
Die wenig positiven Konjunkturaussichten für das Geschäftsjahr 2020 haben sich durch Corona-Pandemie nun dramatisch verschlechtert. Als Folge des wirtschaftlichen Einbruchs gehen die Energienachfrage und die Energiepreise stark zurück.
Wir beobachten seit Mitte März einen spürbaren Rückgang unseres Stromabsatzes an Industrie- und Stadtwerkekunden. Die zuviel beschafften Strommengen können wir am Energiemarkt derzeit meist nur mit Verlust wieder verkaufen. Hinzu kommt, dass das „Gesetz zur Abmilderung der Folgen der Covid-19-Pandemie“, das privaten Strom- und Gasverbrauchern einen dreimonatigen Zahlungsaufschub gewährt und die Insolvenzantragspflicht für Unternehmen weitgehend aussetzt, mit erheblichen Zahlungsausfallrisiken für uns einhergeht. Diese werden erst deutlich zeitversetzt quantifizierbar sein. Gleichzeitig geht der Wettbewerbsdruck in der Energiebranche unvermindert weiter und in der aktuellen schweren Rezession erwarten wir einen Rückgang unserer Vertriebsabgabe. Darum gehen wir davon aus, dass der Pfalzwerke-Konzern 2020 ein EBIT deutlich unter Vorjahresniveau erzielen wird.
Es zeichnet sich ab, dass die durch die Klimadebatte angestoßenen Gesetzesänderungen trotz der Corona-Pandemie zeitnah in Kraft treten und weitere große Umwälzungen für die Energiewirtschaft mit sich bringen werden. Die Verknüpfung von Partikularinteressen wie beispielweise die Abstandsregeln für Windkraft an Land und dem Solardeckel waren für die konsequente Fortführung der Energiewende, für die wir als Pfalzwerke-Gruppe bereitstehen, kontraproduktiv. Durch unser langjähriges Engagement bei den Erneuerbaren Energien und CO2-sparenden Technologien sowie als frühzeitiger Wegbereiter der Elektromobilität sind wir für die Transformationsschritte des Energiesystems gut vorbereitet, allerdings benötigen wir verbindliche gesetzliche Rahmenbedingungen für unsere Investitionen. Durch unsere Beteiligung an Forschungsprojekten haben wir zudem direkten Zugang zu aktuellen technologischen Entwicklungen für die notwendige Digitalisierung der Energiewende. Und in der Initiative Digitale Transformation bringen wir die vielfältigen energiewirtschaftlichen Kenntnisse und Erfahrungen unserer Mitarbeiter aus der gesamten Pfalzwerke-Gruppe zusammen, um Kundenbedarfe aufzuspüren und marktfähige Innovationen zu entwickeln. Dabei verlieren wir die etablierten Geschäftsfelder nicht aus dem Blick und verbessern laufend unsere Prozesse, um die Wettbewerbsfähigkeit der Pfalzwerke zu sichern. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir uns weiterhin erfolgreich in dem schwierigen Branchenumfeld behaupten können und auch die aktuelle Rezession meistern werden.